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praxisnah und relevant - Selbsthilfe-Themen in die Öffentlichkeit bringen

Selbsthilfe lebt vom Austausch untereinander - und mit der Gesellschaft. Vielen Betroffenen ist gar nicht bewusst, dass es in ihrer Region passende Selbsthilfegruppen gibt. Andere wissen nicht, was Selbsthilfe eigentlich bedeutet oder haben Berührungsängste. 

Öffentlichkeitsarbeit zeigt, was Selbsthilfegruppen leisten: Sie stärken Menschen, die oft mit schwierigen Lebenssituationen konfrontiert sind, bieten Halt, Austausch und Gemeinschaft. Je sichtbarer diese Arbeit ist, desto eher wird sie von Betroffenen, Angehörigen und Fachstellen wahrgenommen.

Zudem trägt sie zur gesellschaftlichen Anerkennung der Selbsthilfe bei. Medienberichte über Selbsthilfegruppen schaffen Bewusstsein für bestimmte Themen und Bedarfe. Das kann zu mehr Unterstützung durch Politik, Verwaltung und Gesundheitssystem führen. 

In diesem Artikel helfen wir dir, Selbsthilfe-Themen als medienrelevant zu „verpacken“, Relevanz und Emotionalität zu kombinieren und Presseanfragen strategisch vorzubereiten.

    1. Warum ist es so schwierig, in die Zeitung zu kommen?

    Viele Selbsthilfegruppen oder -organisationen unterschätzen, dass Redaktionen täglich dutzende Mitteilungen erhalten. Auch ein gut gemeinter Text über eine Gruppengründung allein reicht nicht – es braucht einen aktuellen oder gesellschaftlich relevanten Aufhänger.

    Beispiel:

    Eine neue Selbsthilfegruppe zum Thema „Long COVID“ in Karlsruhe interessiert vor allem dann, wenn z. B. aktuelle Studien, politische Debatten oder eine lokale Veranstaltung damit verknüpft sind.

    Was sind die Herausforderungen der Redaktionen?

    • Themenvielfalt: Redaktionen erhalten täglich viele Anfragen und müssen priorisieren
    • Zeitdruck: Spätestens am Nachmittag wird es in den Redaktionen hektisch, da der Redaktionsschluss näher rückt.
    • Zeitkritik: Manche Themen müssen binnen eines Tages recherchiert und geschrieben werden.
    • Strenge Auswahlkriterien: Nur relevante, gut aufbereitete Themen schaffen es in die Berichterstattung.

    2. Kriterien für die Themenauswahl durch die Redaktion

    Die Redaktion entscheidet anhand folgender Maßstäbe:

    • Leserinteresse: Was interessiert die Zielgruppe?
    • Öffentliches Interesse: Gibt es eine gesellschaftliche Relevanz?
    • Servicecharakter: Liefert das Thema nützliche Informationen für den Alltag?
    • Aktualität: Ist es ein neues, gerade relevantes Thema?

    Praktische Beispiele:

    1. Größerer Kontext:
      1. Thema „Depression bei Männern“ im Rahmen des internationalen Männertags aufgreifen.
      2. Thema „Pflegende Angehörige“ rund um den Tag der pflegenden Angehörigen (08. September).
    2. Gesprächspartner anbieten:
      1. „Ein Betroffener aus der Gruppe ‚Angehörige von Demenzkranken‘ berichtet, wie ihn die Gruppe durch die Pflege seines Vaters getragen hat.“
    3. Diskussionspotenzial aufzeigen:
      1. „Warum gibt es in der Region keine adäquaten Angebote für junge Menschen mit psychischen Erkrankungen?“ – Diese Frage kann einen öffentlichen Diskurs auslösen.

    3. Wie mache ich mein Thema interessant für die Presse?

    Erfolgreiche Pressearbeit braucht gezielte Strategie:

    • Neugier der Redaktion wecken – nicht nur informieren, sondern begeistern.
    • Kontextualisierung: Thema in größere Zusammenhänge einordnen (z. B. Jahrestage, politische Entwicklungen).
    • Gesprächspartner: Persönliche Erfahrungsträger vorschlagen – sie machen Geschichten lebendig.
    • Relevanz demonstrieren: Mit Beispielen zeigen, warum das Thema die Allgemeinheit betrifft.
    • Kooperationen nutzen: Gemeinsame Pressemitteilungen mit anderen Organisationen oder Verbänden erhöhen das öffentliche Gewicht.
    • Debattenpotenzial nutzen: Themen, die gesellschaftlich anecken oder Diskussionen anstoßen, sind für Medien oft besonders spannend.

    5. Aufbau einer Pressemitteilung – Form und Technik

    • E-Mail statt Papier: Pressemitteilungen ausschließlich per E-Mail versenden.
    • Weniger Anhänge: Nur relevante Dokumente und Bilder anhängen.
    • Dateiformate: Nur gängige Formate (z. B. JPG, PDF, DOC, ODT).
    • Bildqualität: Mindestens 400–500 KB, besser mehr.
    • Betreffzeile: Klar und spannend – idealerweise als potenzielle Schlagzeile formuliert.

    6. Aufbau einer Pressemitteilung – Inhalt

    • Info-Block am Anfang: Enthält die wichtigsten Informationen (Was, Wer, Wann, Wo, Warum).
    • Kompakt formulieren: 1.500–2.000 Zeichen reichen aus. Zu viel Text schreckt ab.
    • Zitate einbauen: Zitate bringen Nähe und verleihen dem Text mehr Lebendigkeit.

    Info-Block-Beispiele:

    • Wer? Die Selbsthilfegruppe „Leben mit Angststörung“
    • Was? Lädt zu einem Infoabend mit Erfahrungsberichten ein
    • Wann? Am 15.06.2025 um 18 Uhr
    • Wo? Bürgerzentrum Mühlburg
    • Warum? Neue Teilnehmende sind willkommen / Erfahrungsaustausch stärken

    Zitat-Beispiel:

    „Ich dachte lange, ich sei allein – bis ich die Gruppe fand“, sagt ein Teilnehmer der Gruppe „Junge Selbsthilfe bei Depressionen“.

    7. Tipps & Tricks zur Pressearbeit

    Was zusätzlich hilft:

    • Presseverteiler pflegen: Eigene Liste mit lokalen Medien und Ansprechpartnern aufbauen.
    • Redaktionsadressen: Allgemeine E-Mail-Adressen nutzen – dort ist immer jemand erreichbar.
    • Vorlauf einplanen: Mindestens zwei bis drei Wochen vor einem Termin melden – eine Woche ist oft zu knapp.
    • Kein Nachtelefonieren: Anrufe zur Nachfrage, ob die Mail angekommen ist, sind meist störend.
    • Kostenlose Dienste nutzen: Presseportale wie OpenPR oder Pressebox zur Veröffentlichung nutzen.
    • Verteilerstrategie: Auch regionale Gesundheitsmagazine, kirchliche Medien oder kommunale Mitteilungsblätter anschreiben – diese greifen Selbsthilfe-Themen oft gerne auf.
    • Längerfristige Planung: Selbsthilfe-Jubiläen, Veranstaltungsreihen oder Kooperationen mit Kliniken/Ämtern frühzeitig als Themen vordenken.
    • Regelmäßige Medienpflege: Den Kontakt zur Lokalredaktion pflegen, z. B. durch Einladung zu Jubiläen, Pressegesprächen oder Runden Tischen.