Gruppe gründen
Von der Eigeninitative einzelner zur gemeinschaftlichen Selbsthilfe
Wir im Selbsthilfe-Labor freuen uns wirklich sehr, dass du mit dem Gedanken spielst, eine Selbsthilfegruppe zu gründen! 🥳 Wenn du wissen möchtest, wie unsere Redaktion dazu kam und was uns motiviert hat, uns für Selbsthilfe einzusetzen, dann erfährst du das in unserem Interview, das wir bald veröffentlichen.
Jetzt geht es jedoch erstmal um dich, euch und euren Gruppenstart!
Was wir gerne früher gewusst hätten
1. Was genau ist Selbsthilfe?
Viele Menschen, die akut in einer schwierigen Lebensphase sind oder von einer Krankheit, einem Schicksal oder einem Problem betroffen sind, sehen im Wort "Selbsthilfe" erstmal die Selbsthilfe - und weniger die Selbsthilfe. In der so genannten "gemeinschaftlichen Selbsthilfe" geht es darum, sich als Gruppe Unterstützung bieten zu können:
Das passiert durch Gespräche, Austausch, Weitergabe von Wissen, Anteilnahme und Empathie - ohne für die Gefühle oder Situation anderer Verantwortung übernehmen zu müssen.
2. Wie organisiert sich eine Selbsthilfe?
Eine Selbsthilfegruppe kann jeder gründen - es gibt deshalb erstmal keine festen Regeln.
In gesundheitsbezogenen Bereichen kann die Gruppe darüber hinaus von (finanzieller) Förderungen durch die GKV profitieren. In Baden-Württemberg ist das die GKV BW. Die Förderung ist wiederum an Bedingungen geknüpft, die wir auch als sinnvoll empfinden und auf die wir hier nachfolgend eingehen.
3. Was ist das wichtigste bei einer Selbsthilfegruppe?
Das klingt etwas platt und allgemein, aber: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Eine Selbsthilfegruppe schweißt zusammen: Viele finden darin Kraft, Freude, Trost und Stärke, indem sie sich in einem geschützten Umfeld offen mit ihrem Thema auseinander setzen.
Macht das zu eurer wichtigsten Erkenntnis. Respekt, Wohlwollen, Vertrauen und ein wertschätzender Umgang miteinander sollten fest in der "DNA" eurer Selbsthilfegruppe verankert sein. Sie sind in unseren Augen Grundvoraussetzung. Und damit die Basis für alles andere, was ihr jetzt noch beachten könnt.
4. Wie funktioniert die Förderung und Finanzierung von Gruppen?
Zunächst mal ist dies in jedem Bundesland unterschiedlich, weshalb wir dafür eigene Artikel geschrieben haben (werden). Auch kommt es darauf an, ob eure Selbsthilfegruppe ein gesundheitsbezogenes Thema beinhaltet - was euch Fördermöglichkeiten bei den Krankenkassen (GKV) ermöglicht.
Wie bei Förderungen üblich gibt es Nachweispflichten und Bedingungen. Ohne an dieser Stelle genau ins Detail zu gehen: Wer ein eigenes Bankkonto dafür anlegt, Quittungen aufbewahrt und das Geld verantwortungsvoll und ausschließlich für den Betrieb und Erhalt der Gruppe notwendige Ausgaben damit tätigt, der ist auf der sicheren Seite.
Deshalb macht euch mit euren Gruppenteilnehmenden Gedanken darüber
- Wer ein Konto bei der Bank eröffnet
- Wer darauf Zugriff hat
- Wer für Förderanträge und Verwendungsnachweise verantwortlich ist
- Wann diese zusammengestellt werden
- Wie Quittungen, Rechnungen, Kontoauszüge aufbewahrt werden.
Tipp: Wer schon mal selbständig war, oder beruflich mit Buchhaltung zu tun hat, kennt diese Abläufe gut. Auch, wenn es am Anfang etwas Umgewöhnung bedarf - am Ende eines Förderjahres ist es am einfachsten, wenn alle getätigten Zahlungen vom Bankkonto abgingen. Mit Bargeld ausgelegte Beträge können auch an den jeweiligen Teilnehmer überwiesen werden - mit präzisem Verwendungszweck gegen Aushändigung einer Quittung über das Bankkonto.
Die Selbsthilfekontaktstellen in Baden-Württemberg unterstützen dich bei der Gründung, Antragstellung und Organisation.
Checkliste: Gruppengründung
1. Vorbereitung
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Thema und Ziel der Gruppe festlegen (gesundheitsbezogen).
Gründungstreffen organisieren und protokollieren.
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Mindestens sechs Mitglieder gewinnen.
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Offenheit für neue Mitglieder sicherstellen.
Keine professionelle Leitung (z. B. keine Ärzte oder Therapeut*innen als Gruppenleitung).
2. Organisatorisches
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Gesondertes Konto einrichten (Treuhandkonto, Unterkonto oder eigenes Konto als GbR).
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Verantwortliche Personen für das Konto benennen (mindestens eine, besser zwei).
3. Öffentlichkeitsarbeit
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Gruppenangebot öffentlich bekannt machen (z. B. Aushang, Flyer, Internetseite).
4. Förderantrag stellen
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Antragsformular für Pauschalförderung ausfüllen.
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Zwei Mitglieder unterschreiben den Antrag (Vier-Augen-Prinzip).
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Bei Erstantrag: Nachweis über Gründung und Öffentlichkeitsarbeit (Flyer/Artikel) beilegen.
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Antrag fristgerecht bis 31.03. (bzw. bei Neugründung bis 31.10.) an die zuständige Krankenkassen-Fördergemeinschaft senden.
5. Nach der Förderung
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Fördermittel ausschließlich für Gruppenarbeit verwenden (z. B. Miete, Internet, Flyer, Fortbildungen).
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Alle Belege und Quittungen sammeln und mindestens drei Jahre aufbewahren.
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Verwendungsnachweis bis 31.03. des Folgejahres einreichen.
6. Unterstützung holen
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Kontakt zur lokalen Selbsthilfekontaktstelle aufnehmen für Beratung und Vernetzung.