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7 Mythen - 7 Fakten

Selbsthilfe ist vielfältig, wirksam und nah am Alltag. Dieser Faktencheck räumt mit gängigen Missverständnissen auf.

1. „Selbsthilfegruppen gibt es nur für Alkohol- oder andere Suchterkrankungen.“

Fakt: Selbsthilfe deckt hunderte Themen ab – von Herz‑Kreislauf‑ und Tumorerkrankungen über Diabetes, chronische Schmerzen, seelische Gesundheit, Behinderungen, seltene Erkrankungen bis zu sozialen Anliegen wie Angehörigenpflege, Trauer, Einsamkeit, Familie und Lebenskrisen.

Kurz gesagt: Suchterkrankungen sind nur ein Teil des Spektrums. Selbsthilfe ist viel mehr als Sucht.

Wie man eine passende Gruppe findet? Die Selbsthilfe Kontakt- und Beratungsstellen in deiner Nähe können dir eine passende Gruppe und weitere Ansprechpartner vermitteln.

2. „Selbsthilfe ist nur etwas für alte Leute.“

Fakt: Es gibt zahlreiche Gruppen von und für junge Menschen – zu Themen wie Depression, Angst, ADHS, Long Covid, Endometriose, queere Gesundheit, Studienstress u. v. m.

In vielen Regionen unterstützen regionale Kontaktstellen gezielt die Junge Selbsthilfe. Altersgemischte Gruppen sind ebenso üblich.

Kurz gesagt: Selbsthilfe ist altersübergreifend – von 16 bis 96.

Was das für dich heißt: Such gezielt nach „Junger Selbsthilfe“ oder frag in der Kontaktstelle nach Gruppen mit junger Altersstruktur.

3. „Eine Teilnahme geht nur mit Verordnung von Ärzt*innen oder Fachpersonal.“

Fakt: Selbsthilfe ist auch im Bereich Gesundheit und Psyche ist freiwillig und selbstbestimmt. Du entscheidest, ob und wo du zu einer Selbsthilfegruppe gehen möchtest.

Was das für dich heißt: Wenn dich ein Thema betrifft (als Betroffener oder Angehöriger), nimm Kontakt zu einem Selbsthilfe-Verband auf - oder der nächstgelegenen aus einer von über 300 Selbsthilfe Kontakt- und Beratungsstellen in Deutschland.

4. „In Selbsthilfegruppen wird nur gejammert.“

Fakt: Die allermeisten Selbsthilfegruppen existieren, weil sie gut tun. Sie sind oft strukturiert: Zuhören, Erfahrungen teilen, Tipps austauschen, Wege im Alltag erproben, Rückhalt und Empathie schenken. Vertraulichkeit, Respekt und Eigenverantwortung sind dabei zentrale Grundsätze.

Viele Teilnehmende berichten, dass sie sich gestärkt fühlen und konkrete Lösungen und neue Impulse mitnehmen.

Kurz gesagt: Selbsthilfe ist aktivierende Unterstützung auf Augenhöhe.

Was das für dich heißt: Frag nach den Gesprächsregeln der Gruppe – sie sorgen dafür, dass alle zu Wort kommen und niemand „allein gelassen“ wird.

5. „Selbsthilfegruppen kosten Geld – das kann ich mir nicht leisten.“

Fakt: Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen und Gesprächstreffen ist in der Regel kostenfrei. Manche Gruppen sammeln kleine Umlagen (z. B. für Raum oder Material). Im Gesundheitsbereich werden diese oft durch die GKV gefördert.

Auch darüber hinaus regeln Rahmenbedingungen in Deutschland, dass es öffentliche Förderungen gibt. Selbsthilfekontaktstellen beraten bspw. grundsätzlich unentgeltlich.

Kurz gesagt: Gemeinschaftliche Selbsthilfe in Deutschland, so wie Kontakt- und Beratungsstellen betrachten, ist nur dann der Fall, wenn sie kostenlos ist.

Was das für dich heißt: Kosten sollten keine Hürde sein, um sich eine Selbsthilfegruppe genauer anzusehen. Die Kontakt- und Beratungsstellen können auch bei der Frage nach finanzieller Unterstützung weiterhelfen.

6. „Selbsthilfegruppen sind wie in Filmen und im Fernsehen.“

Fakt: Die Realität ist keine Hollywood-Show. Filme und Serien zeichnen nicht das Bild von dem, was in gemeinschaftliche Selbsthilfe in Deutschland ist. Sie sind zum Beispiel klar abzugrenzen von einer Gruppentherapie. Selbsthilfegruppen werden allgemein nicht durch Profis unterstützt.

Und natürlich geht es auch nicht actionreich zu, sondern um angemessenen, geschützten Austausch.

Gruppen arbeiten unabhängig und nach klaren Prinzipien wie Transparenz, Unabhängigkeit und „von Betroffenen für Betroffene“. Jede Gruppe legt ihre Regeln fest (Vertraulichkeit, Respekt, Freiwilligkeit).

Kurz gesagt: Selbsthilfe ist seriös, unabhängig und vertraulich.

Was das für dich heißt: Schau dir eine Selbsthilfegruppe in einem Thema, das dich interessiert, genauer an oder gehe zu einem Treffen vorbei. Erkundige dich am besten, ob du einfach so vorbeikommen kannst oder erst nach Anmeldung.

7. „Selbsthilfe ist nur ein Stuhlkreis für Erwachsene.“

Fakt: Die Formate sind vielfältig: Klassische Gesprächsgruppen in Präsenz, digitale Treffen (Videokonferenzen), Messenger‑Austausch, Online‑Foren, thematische Workshops, Spazier‑/Bewegungsgruppen („Walk & Talk“) oder kreative Angebote. Hauptsache: gemeinsam und verlässlich.

Kurz gesagt: Selbsthilfe findet offline und online statt – ob dabei auch Stühle im Kreis aufgestellt wurden, ist doch egal.

Was das für dich heißt: Idealerweise findest du ein Format, das zu dir, deinem Alltag passt und mit dem du dich wohl fühlst. Viele Gruppen und Selbsthilfe-Organisationen bieten hybride oder digitale Alternativen an.

Überzeugt? So findest du eine passende Gruppe

  • Örtliche Selbsthilfekontaktstelle anrufen oder mailen: Sie vermitteln passgenau und kennen die Gruppen vor Ort. Zu unserem Verzeichnis
  • Junge Selbsthilfe: In vielen Bundesländern gibt es Ansprechpersonen speziell für Jugendliche und junge Erwachsene.
  • Digital starten: Viele Themen lassen sich zunächst online erkunden; Kontaktstellen unterstützen beim Einstieg.